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MS ARVIA ausgedockt Meyer Werft
Description: Erblickt das Licht der Welt: MS ARVIA I Location: Papenburg I Date: September 2022 I Copyright: SHIPS@SEA

MS Arvia ist geboren – maritime Entdeckungsreise durch Papenburg und seine Meyer-Werft

English version here

Las Vegas liegt in der Wüste Nevadas. Ist es dort bunt, lebendig und grün? Durchaus – wenngleich es auch unvernünftig sein mag.
Papenburg liegt im Binnenland Niedersachsens. Kann es hier maritim sein? Kann man hier die größten Kreuzfahrtschiffe der Welt bauen? Durchaus – und das ist sogar sehr schlüssig.
Will ich beide Städte vergleichen? Gewiss nicht. Größer könnten die Unterschiede wohl kaum sein – keine Frage.

SHIPS@SEA reist in das geografisch und thematisch näherliegende Papenburg, statt in das Glückspielparadies im Fernen Westen und geht auf maritime Spurensuche an der Ems. Bonne chance – auf geht’s.
Maritim ist es hier im Binnenland, wie ich bei meiner Ankunft feststelle – Wasser wohin ich schaue: Heute sogar von oben. Daher beginne ich mein Programm besser im Trockenen und drinnen.

Hotel Alte Werft Papenburg

Willkommen an Bord – Willkommen in einem interessanten Hotel mit Schiffsbautradition. Bereits in der Lobby, im Erdgeschoss und in den zahlreichen Treppenhäusern finde ich historische, aber auch neuzeitliche Schiffsaufnahmen an den Wänden. Eines zeigt MS Homeric – es ist das erste Kreuzfahrtschiff „Made in Papenburg“: Erbaut 1985, wurde es sogar noch per Querstapellauf rutschend zu Wasser gelassen. Die Aktion verlief erfolgreich und fortan wurden immer größere Schiffe bei Meyer gebaut. Diese schwimmen – wie heute üblich – auf und müssen seither nicht mehr in ihr Element rutschen.

Ihre Wurzeln hat die Meyer Werft auf dem heutigen Hotelgelände „Alte Werft“. Dort gründete bereits 1795 Willm Rolf Meyer seine Werft und begann erfolgreich Schiffe zu konstruieren und zu verkaufen. Bis 1974 verblieb der Familienbetrieb an diesem Standort, bevor ein Großauftrag zum Neubau der heutigen Werftanlagen der Meyer Werft führte. 1995 nahm das heutige Hotel seinen Betrieb auf und beherbergt Gäste in 122 Zimmern in drei Kategorien. In den öffentlichen Bereichen wie Treppenhäusern und Restaurant ist es gelungen, den industriellen Charme der Werfthallen mit einigen integrierten Maschinen zu erhalten. Neben seinen besonderen Wurzeln hat das Haus eine günstige Lage im Ort Papenburg.

Papenburger Highlights – meine Lieblingsplätze

Direkt um die Ecke starten mehrmals täglich die einstündigen Hafenrundfahrten mit MS Papenburg. Nur wenige Meter Fußweg weiter gelangt man in die umfangreiche Ausstellung der Maritimen Erlebniswelt Papenburg. Innovativ per App erfährt man hier vieles über die Stadtentwicklung, den Holzschiffbau aus früheren Zeiten, sowie die Entwicklung hin zum modernen Stahlschiffbau. Was heute unvorstellbar klingt: Dieser Entwicklung stand man zunächst alles andere als offen gegenüber. Doch schließlich gab Meyer der Erfolg recht – der Stahlschiffbau war nicht mehr wegzudenken.

Ebenso wenig wegzudenken sind die historischen Fehnkanäle der Stadt – alle führen Wasser; sind aber nicht schiffbar: Sie bewahren als Zeugen des früheren Torfabbaus die Zeitgeschichte. Trotzdem finde ich einige Schiffe schwimmend darin: Es handelt sich allesamt um Nachbauten des 19. Jahrhunderts aus Meyer-Hand. Das bekannteste Schiff ist die vor dem Rathaus liegende Friederike von Papenburg. Hier befinde ich mich auch zugleich am Hauptkanal und im Herzen der Stadt. Gepflegt ist es hier und malerisch anzusehen: Bunte Blumenarrangements erfreuen die Augen, während zahlreiche Holzbrücken den Weg zum Kanalseitenwechsel verkürzen und die Füße erfreuen.

Am Ankunftstag steht mir für meine Papenburger-Entdeckungstour exklusiv der Leiter PR & Kommunikation von Papenburg Marketing zur Seite. Christoph Assies nimmt sich viel Zeit, mir die schönsten und vor allem maritimen Winkel seiner Heimat nahezubringen. Besser kann (m)ein Reiseauftakt kaum sein!

Neben zahlreichen, charmanten Geschäften, Cafes, Bars und Restaurants ist besonders das Angebot der Stahlbieger-Shops verlockend. Hier kann man zum einen für seinen Papenburgaufenthalt bike & cruise Fahrräder mieten, um zur Werft oder durch die Papenburger Landschaft zu radeln. Zum anderen kann man aus einem großen Sortiment interessanter, maritimer Artikel mit Werftbezug auswählen. Klar, dass auch ich hier eingekauft habe 😉

Meyer-Werft – die Kreuzfahrtschiff-Macher bauen MS ARVIA

Ich biege um die Ecke der größten, 75m hohen, Bauhalle der Werft und da liegt das neueste Prachtstück der Papenburger Schiffsbauer vor mir: MS ARVIA schaut jeden Besucher direkt mit ihrem markanten Bug an. Dahinter türmen sich 19 Decks über das 345m lange Schiff auf. Was für ein Anblick – alleine die Ausmaße beindrucken und lassen mich für einen Moment inne halten. So dicht stehe ich nicht alle Tage vor einem brandneuen Schiff.

Ein klassisches Promenadenaußendeck scheint der Neubau vermissen zu lassen – dafür ist mittschiffs das drei Deck hohe Atrium unübersehbar. „ARVIA“ bedeutet übersetzt so viel wie „von der Küste“ – sehr viele Fenster und Außendeckbereiche werden den rund 5200 Passagieren einen Blick auf die Meere und Küsten der Welt gestatten. MS ARVIA ist das Schwesterschiff der 2020 abgelieferten MS IONA und verfügt ebenfalls über den gegenwärtig nachhaltigsten Schiffsantrieb, der mit emissionsarmem LNG versorgt wird.
Im kommenden Monat soll die Emsüberführung der ARVIA starten und nach Endausrüstungsarbeiten in Bremerhaven noch Ende des Jahres an die britische Reederei P & O abgeliefert werden.
Doch wie baut die traditionsreiche Meyer-Werft – man feierte 2020 das 225.Bestehen – ihre Ozeanliner? Auf 3500m2 Ausstellungsfläche wird mir dies auf zwei Etagen präsentiert. Eingestimmt wird man mit zwei kurzen Filmen, die Meer und Werfthistorie thematisieren.

Weitere Stationen sind Antriebstechnik, Schiffskonstruktion, heutiger Schiffsbau und Zukunftsvisionen. Ein großer Raum ist Schiffsmodellen aus der Werftpoduktion gewidmet. Alle sind im beeindruckenden Massstab 1:100 vorhanden und da sehe ich sie wieder: MS Homeric das erste Kreuzfahrtschiff Meyer´s fehlt natürlich nicht in der Sammlung.

Kalle Kreutzer fehlt auch nicht: er begleitet Kinder durch die Ausstellung mit Fragen, Antworten und kleinen Arbeitsaufträgen – sodaß auch junge Besucher auf ihre Kosten kommen.

Highlight eines jeden Besuches ist selbstredend der Blick in das weltgrößte, überdachte Baudock der Welt. Man kommt wirklich nah heran an den laufenden Werftbetrieb – nur selbst durch halbfertig gebaute Schiffe zu gehen, kann schöner sein. Gegenwärtig werden neben der ARVIA, MS Carnival Jubilee und MS Silver Nova gebaut. Bei letzterer ist der Bau bereits gut erkennbar, weit vorangeschritten.

Man muß sich Tickets per Anmeldung im Vorwege des Besuches reservieren, kann dann aber ausgiebig im eigenen Tempo durch die Ausstellung bummeln, oder auch eine Premium Tour buchen. Keine Frage: Selbst wer sich nicht mit Schiffsbau beschäftigt hat, wird fasziniert sein. Auf die nächsten 225 Jahre Meyer Werft – wie dann die Schiffe wohl aussehen werden?

Ein Stück Hansestadt im Emsland

Zurück in der Stadt schwinge ich mich wieder aufs Rad: Entlang des Hauptkanals gelange ich zur St. Michael Kirche. Hier verweile ich gerne unter dem Alten Turm – dieser wurde 1848 nachgebaut, nach dem Papenburger Seefahrer vom Orginal in Riga begeistert waren. Seither versprüht der achteckige Turm hanseatisches Flair in Papenburg mit Leuchtturm-feeling.

An Windmühlen vorbei strampele ich mit E-motion zu einem lokalen Kleinod, dass man in Papenburg nicht verpassen darf: Dem Von-Velen-Freichlichtmuseum mit dem Papenbörger Hus. Dieses wird von engagierten, ehrenamtlichen Vereinsmitgliedern betrieben und zeigt sehr anschaulich, wie die alten Siedler lebten und arbeiteten.

Für kleines Geld kann man ab dem Museum geruhsam auf einem Boot den „Papenburger Amazonas“ entdecken. Das lohnt sich mindestens genauso, wie danach auf einen Tee mit Pfannekuchen im Papenbörger Hus einzukehren.

Meyer-Oldtimer-Treffen im Konzertsommer

Im Hafen der Alten Werft geben zwei historische Schiffe der Meyer Werft, den Rahmen für das bunte Rahmenprogramm des Oldtimertreffens. Das historische Dampfschiff Prinz Heinrich mit Baujahr 1909 ist Deutschlands Nationales Kulturdenkmal zur See und letzter Zeitzeuge aus Kaiser´s Zeiten. Das elegante Schiff wird liebevoll von seiner professionellen, ehrenamtlichen Besatzung gepflegt und betrieben.

Ganz ähnlich und doch anders sieht es auf der ebenfalls historischen Schmack Gesine von Papenburg nebenan aus: Sie ist die einzige in Fahrt befindliche, friesische Schmack. Das Schiff mit dem attraktiven Ambiente kann sogar gechartert werden. Der ehrenamtliche Verein setzt auf diese Weise immer wieder die Segel des 1985 nachgebauten Gaffelseglers.

Am Abend bieten die Schiffe die perfekte Kulisse, für ein rockiges Shantykonzert von Størtebeker. Die maritim-rockigen, teilweise melancholischen, Texte begeistern mehrere Hundert Papenburger und das kostenlose(!) Live-Konzert geht bis spät in den Abend. Erst nach mehreren Zugaben kommt es zum CD-Verkauf des neuen Gruppen-Albums und ein gelungener, erster Festtag geht zu Ende.

SHIPS@SEA Résumé

Na klar: Papenburg ist die Meyerwerft und die Meyerwerft ist Papenburg. Beide Orte sind untrennbar miteinander verbunden und sind schlichtweg das maritime Duo Deutschlands. Und wen Kreuzfahrtschiffe interessieren, der liebt die Meyer-Werft. Hier gibt es viel zu sehen, zu entdecken und zu erleben. Gerne auch für länger als einen Tag.

Nach meinem dreitägigen Papenburg-Aufenthalt habe ich eines gelernt: Die Stadt selbst bietet viel und ist es allemal wert, für einen Kurzurlaub oder ein langes Wochenende entdeckt zu werden. Ich habe viele interessante Dinge kennengelernt, mit denen ich nicht gerechnet hätte. Ebenfalls sehr herzlich sind die Menschen vor Ort. Viele engagieren sich ehrenamtlich für ihre maritimen und urbanen Schätze. Das ist beeindruckend sympathisch.

Papenburg – die Stadt mit dem südlichsten Seehafen Deutschlands – im Binnenland der Republik, bietet so viele maritime Möglichkeiten, dass sich manch andere Küstenstadt eine dicke Scheibe davon abschneiden kann.

Es muß nicht immer Paris, Prag oder Peking sein. Und Las Vegas übrigens auch nicht 😉

Papenburg, die Region und die Werft hat es einfach. Ich werde auf jeden Fall wiederkommen – dann mit der ganzen Familie.

Werbung: SHIPS@SEA reiste auf Einladung der Papenburg Marketing GmbH, mit Unterstützung von Kommunikation Will Bremen, Freundeskreis Gesine von Papenburg e.V., Traditionsschiff Prinz Heinrich e.V., Maritime Erlebniswelt Papenburg und dem Papenbörger Hus e.V.

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