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Mein Schiff Herz Abschiedsreise Farewell Cruise
Description: Mein Schiff Herz auf Abschiedsreise I Location: Las Palmas I Date: February 2023 I Copyright: SHIPS@SEA

Mein Schiff Herz: Farewell-Kreuzfahrt auf den Kanaren – Ende gut, alles gut?

Boarding mit Aufpreis bei TUI Cruises

Mein Mein Schiff Herz-Check-In Zeitfenster ist ab 15Uhr geplant; ich stehe allerdings bereits um 14Uhr mit Herzklopfen und Vorfreude vor „Meinem Schiff“, da ich eine TUI-SMS in den Händen halte: Meine Kabine ist bereits bezugsfertig. TUI hat dennoch Anderes vor: Wer nun der Verlockung nicht widerstehen kann und bereist vor seiner geplanten Zeit an Bord gehen möchte, darf pro Person 35€ extra bezahlen. Das wird zwar vorab so kommuniziert, aber ein Geschmäckle bleibt bei mir zurück. Ich bezahle nicht und warte ab – 10 Minuten später wird das allgemeine Boarding freigegeben und ich gehe an Bord des TUI-Klassikers. Ohne Zuzahlung.

Sail-away mit Abschiedstimmung zum Reise-Auftakt

„Leinen los“ heisst es kurz vor Mitternacht im Januar, als sich MS Mein Schiff Herz von der Pier in Santa Cruz wegdrückt. Ich verlasse Teneriffa und nehme Kurs auf Madeira / Portugal. Dieser Kreuzfahrtstart ist beides: Aufbruch und Abschied zusammen. Aufbruch in ein neues Jahr, das noch geheimnisvoll vor mir liegt und Aufbruch in eine TUI-Kreuzfahrt mit verlockender Route. Abschied liegt gleichzeitig in der Luft, weil sich auch dieses Jahr vieles verändern wird oder bereits hat.

Im Falle von Mein Schiff Herz bedeutet es, dass das Schiff nach beinahe exakt 12 Jahren aus der Mein Schiff-Flotte ausscheiden wird. Nur noch wenige Reisen auf dem deutschen Markt liegen vor dem Liner, bevor die ehemalige Mein Schiff 2 im April 2023 nach England zu Marella Cruises wechseln wird. Mit diesem Wechsel verliert Mein Schiff ihr kleinstes Flottenmitglied und schrumpft kurzfristig ihre Bettenkapazität zusammen, bevor 2024 dann die brandneue Mein Schiff 7 diesen Trend wieder umkehren wird.

Mein Schiff pur: Auf See mit Herz

Meine Verandakabine erfüllt ihren Zweck, ist aber etwas in die Jahre gekommen, wie sich am Mobiliar und im Bad zeigt. Steckdosen sind nach heutigen Maßstäben knapp bemessen: Es gibt eine europäische Version, die frei zugänglich ist. Schön ist der übergroße Balkon mit Hängematte. Hier draußen habe ich auch Platz für meinen Koffer, der sonst so gar nicht in die Kabine passen möchte – dafür geht es zu eng zu. Von meinem Vorbewohner finde ich noch ein paar Schuhe mit Socken und ein altes Tagesprogramm unter dem Bett – garniert von ein paar klebrigen Getränkeresten auf dem Sideboard. Der Kabinensteward hat das wohl übersehen und bessert schnell nach.

Nach einer erholsamen Nacht im gemütlichen Bett, weckt mich das Sonnenlicht auf hoher See. Kurs „Nord-West“ liegt an und heute ist Seetag. Zeit das „Noch-Herzstück“ der Flotte gründlich zu genießen und zu entspannen. Zum Auftakt-Frühstück wähle ich das Ankelmannsplatz-Buffetrestaurant und bin zufrieden: Frisch, lecker und vielseitig ist die Angebotsauswahl und derart gut gestärkt kann ja nicht mehr viel schiefgehen.

Im Verlauf der Reise zeigt sich ein gemischtes Bild der kulinarischen Erlebnisse an Bord: Während im „Cliff 24“-Grill das Fast-Food sogar teilweise aus der Mikrowelle kommt (Currywurst mit Soße), schmeckt es im Hauptrestaurant Atlantik fast immer sehr gut und frisch. Allerdings sind hier die Wartezeiten atemberaubend lang. Für ein normales Dinner benötigt man locker zwei Stunden und viel Geduld zwischen den Gängen.

Schneller geht es natürlich am Buffet; dafür schmeckt es mir hier mittags und abends nicht ganz so gut. Nach mehreren Tests von Desserts und Kuchen lasse ich hiervon schließlich ganz die Finger. Ohne Pfiff und geschmackliche Raffinesse verzichte ich lieber auf die Kalorienbomben und wende mich dem Früchtebuffet zu: Frisch und lecker wandern die Vitamine mundgerecht geschnippelt auf meinem Teller.

Die zuzahlungsfreien Spezialitätenrestaurants Gosch und La Vela bieten wenig Sitzplätze, eine kleine Karte und sind stets stark nachgefragt. Wen abends eine trubelige Umgebung nicht stört, speist insbesondere beim Sylter- Fischspezialisten Gosch hervorragend.

Buntes Late-Night Show-Programm

Im großzügigen Theater, aber auch im Atrium wird täglich ein buntes – zumeist relativ spätes – Unterhaltungsprogramm angeboten. Von „A“ wie Akustik, über „C“ wie Crewshow, bis „Z“ wie Zauberei ist vieles dabei. Kreuzfahrtdirektor Ben moderiert die Darbietungen souverän und gewitzt an. Er trifft dabei den Geschmack der Gäste ebenso, wie die anschließenden Vorstellungen es tun.

Das Mein-Schiff-All Inklusive-Modell mit Stilblüten

Zu den tragenden Säulen des Mein Schiff-Konzepts gehören unter anderem zwei Dinge: Trinkgelder und die meisten Getränke sind inkludiert. Es wundert mich daher, bereits am Einschiffungstag vorbereitete Trinkgeldumschläge auf der Kabine zu finden. Auch an der Rezeption steht schon eine weithin sichtbare Trinkgeldbox bereit. Da passt in meinen Augen etwas gar nicht zusammen: Entweder etwas ist inklusive, oder nicht. Aber bitte nicht beides vermischen.

Stilblüten in zweierlei Hinsicht treibt das Getränkekonzept an Bord: Zum einen scheinen viele Gäste zu glauben, dass mit der Buchung von All-Inklusive bei der Bestellung Höflichkeitsfloskeln wie „Hallo, Bitte und Danke“ nicht mehr nötig sind. Ich habe sehr häufig beobachtet, dass der fleißigen Crew lediglich die Anzahl und der Getränkename entgegen geschmettert wird. Schade.

Gleichzeitig schmecken die gleichen Cocktails an verschiedenen Bars unterschiedlich. Die Anwendung der Rezepturen darf gerne weiter standardisiert werden.

Lieblingsplatz

Draußen liebe ich die wunderbare Aussicht über den Bug von Deck 14 ebenso wie das Aussen-Promenadendeck auf Deck 7. Hier merkt man den klassischen Charme des schönen Herz-Schiffes, den ich so schätze und der mir auf den Mein-Schiff-Neubauten komplett fehlt. Auch von der Überschau-Bar auf Deck 12 den Blick schweifen zu lassen, finde ich klasse.

Land in Sicht: Buntes Madeira

Die Blumeninsel im Atlantik ist immer Reise wert: Funchal lockt mit seiner Promenade und der hübschen Altstadt mit seiner Flaniermeile. Per Seilbahnfahrt geht es für mich hinauf zum Tropischen Garten – allein die rund 20minütige Fahrt ist ein Augenschmaus und die Aussicht beeindruckend.

Das sieht im Tropischen Garten nicht anders aus: Der fantastisch-weitläufige Garten ist terrassenförmig angelegt und beeindruckt mich mit seiner vielseitigen Flora und Fauna. Hier kann man sich schnell für einen Tag verlieren und der Park ist mein absoluter „must-see-Tipp“ Madeira´s.

Direkt um die Ecke geht es zu dem Touristenhighlight Nummer 1 der Insel: Der Abfahrtsstelle für das Korbschlitten-Spektakel. An durchschnittlichen Tagen wie heute, muss man mit einer Stunde Wartezeit rechnen, bevor man in 10min mit teilweise beeindruckenden Manövern talwärts gerutscht wird.

Schwarz, schwärzer, Lanzarote

Ein neuer Tag, ein neues Ziel: Die Heimat Cesar Manriques ruft mit seiner pittoresken Inselarchitektur und der charmanten Hauptstadt Arrecife. Wer mag, taucht in den vulkanischen Ursprung der Insel ein, lernt den einzigartigen Weinanbau auf dem kargen Inselboden kennen oder wandelt über die schwarzen Strände gen Meer. Lanzarote ist eben in vielerlei Hinsicht besonders.

Zu Gast auf einer Sandbank

Nur einen kurzen Hüpfer entfernt liegt Fuerteventura mit seinen traumhaften Stränden entfernt. Heute mache ich es mir einfach: Direkt neben Mein Schiff Herz liegt der Strand Playa Chica, der karibische Qualitäten aufweist. Einmal abgesehen von der Wassertemperatur im Januar, wie ich bei einem Bad im kühlen Nass feststelle.

Touristisch durch und durch: Gran Canaria

Dieser Eindruck manifestiert sich bereits im hafennahen Viertel Santa Catalina. Betonburgen noch und nöcher. Schön ist dagegen die Strandbucht Playa de las Canteras, sowie die gepflegte Altstadt von Las Palmas. Hier lasse ich mich gerne Treiben, bevor die Kreuzfahrtwoche auf Teneriffa endet.

SHIPS@SEA Résumé

Abschied nehmen fällt einem im Leben in verschiedenen Lebenslagen mitunter schwer. Nach über einer Dekade „Mein Schiff“ geht die Reise für das TUI-Herz-Schiff nun weiter zu neuen Ufern. Für die deutschsprachigen Fans, Freunde und Reisebegleiter des Schiffes ist der Moment des Abschiedes beinahe gekommen: Nur noch wenige Reisen folgen dieser und dann ist Mein Schiff Herz Geschichte.

Die überaus erfolgreiche Entwicklung von TUI Cruises ist insbesondere auch Mein Schiff Herz zu verdanken: Hat sie doch mit ihrem Schwesterschiff als ursprüngliches Mein Schiff 1 und 2 den Weg für diese Erfolgsstory erst bereitet.

Und so ist es auch auf dieser Reise: Die nahende Ausserdienststellung sieht man dem eleganten Kreuzfahrtliner nur teilweise an. Die Crew kümmert sich wie eh und je aufmerksam um ihr Schiff und als Gast komme ich unverändert in den Genuss, die Angebote an Bord nutzen zu können. Anzeichen von Altersschwäche sehe ich erst auf den zweiten Blick und natürlich ist klar, dass TUI´s Ur-Schiff vom Secondhand-Markt kommt und nicht mit dem modernen Neubaustandard der Konzernflotte mitkommt.

Dennoch hätte ich im Hinblick auf die kulinarischen Aspekte ein ähnliches Niveau wie auf bspw. Mein Schiff 2 erwartet; dies hat das Herz-Stück der Flotte in seinen letzten Tagen jedoch nicht (mehr?) erreichen können.

Kaum zu übertreffen ist dagegen das Angebot im Kinderland. Die Mitarbeiterinnen kümmern sich mit so viel Begeisterung, Freude und Engagement um ihre Sprösslinge auf Zeit, dass es einem warm wird ums Herz. So viel authentische Zuwendung, gepaart mit buntem Programm, nebst wertiger Ausstattung hat gewiss nicht einmal jeder Land-Kindergarten zu bieten.

Zukünftig wird es spannend sein, in wie weit es der neuen Mein Schiff 7 gelingen wird, als neues Herzstück der Flotte zu agieren. Wird sie die Herzen der Fan-Gemeinde ebenso für sich gewinnen können, wie es das amtierende Herzens-Schiff geschafft hat? Wir werden sehen.

Farewell Mein Herz – Du wirst vermisst werden, aber nicht vergessen sein.

Offenlegung: Die Reise erfolgte auf eigene Rechnung und ohne Unterstützung von TUI Cruises.

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