MS LOFOTEN & Hurtigruten – Fare-Well 2020
Mit Hurtigruten und MS Lofoten auf Abschiedstour – alle Bilder unter „VIEWS OF LOFOTEN“
An Bord von MS Lofoten wird die Zeit gut 50 Jahre zurückgedreht: 1964 in Oslo gebaut, befährt das Schiff seither nahezu pausenlos die klassische Hurtigruten-Strecke entlang der norwegischen Küste.
MS Lofoten wird nun nach über 55 Dienstjahren und ihrem „Fare-Well-Jahr“ den Liniendienst auf der Postschifflinie einstellen – die sogenannte „The old Lady of the sea“ wird (Stand Februar 2020) in den Ruhestand gehen – „Farewell Lofoten“.
SHIPS@SEA ist daher im Abschiedsjahr 2020 noch ein weiteres Mal an Bord gekommen, um eine umfangreiche Bilderdokumentation aufzunehmen. Neben der wunderbaren Hurtigruten-Reise an sich, widmen wir uns den besonderen Gegebenheiten an Bord, die man heutzutage kaum mehr auf aktiven Passagierschiffen in dieser Form findet:
dem beinahe nostalgischen Maschinenraum, die unterschiedlichsten Kabinen-Einrichtungen und – sicher nicht weniger faszinierend – die anspruchsvollen Fracht-Verlade-Aktivitäten per Bordkran mit beeindruckendem menschlichem Geschick der Crew – und vielem mehr.
Mit zwei Fotografen haben wir nahezu jeden Winkel des Schiffes vom „A-Deck“ über das „Gefängnis“ bis hin zum „WC“ und zahllosen weiteren Details eingefangen.
Es ist eine STORY@SEA dieser Postschiffreise entstanden, die schon bald Geschichte sein wird. Eine vergleichbar detaillierte Dokumentation findet man weder online, noch gedruckt – daher wünschen wird nun viel Freude beim reich bebilderten Eintauchen in die „gute, alte Lofoten-Ära“.
Sail-away mit der historischen Lofoten
Anfang Januar steigen wir bei Bergen-typischem Wetter am südlichsten Punkt der Hurtigruten-Reise ein. Heute regnet es aus beinahe allen Richtungen so stark , dass unser Reisegepäck teilweise von innen durchnässt ist. Ungewöhnlich für diese Jahreszeit ist, dass beinahe Gesamt-Norwegen unter dem Einfluß eines extremen atlantischen Tiefdruckgebietes liegt, welches sehr starken Wind und Wellen, teilweise Sturm und zu viel Regen bei zu hohen Temperaturen liefert – es liegt eine feucht-ruckelige Reise vor uns.
Pünktlich heisst es schließlich „Leinen los“ und die gesamte Küstenreise mit Hurtigrutens Klassiker liegt vor uns – ein gutes Gefühl. Weniger gut ist das Gefühl in der ersten Nacht oben im Doppelstockbett zu liegen: der kurz nach der Abfahrt einsetzende Seegang ist bereits beachtlich. Werde ich etwa schlafend aus dem Bett geworfen? Aber es geht gut und ausgeruht ruft am nächsten Morgen das erste Frühstücksbuffet im gemütlichen Speisesaal von MS Lofoten. Kurz darauf erreichen wir bei freundlichem Wetter Alesund und erkunden diese sehenswerte Jugendstilstadt. Nach der Abfahrt mit Kurs auf Molde treffen wir uns mit der engagierten Schiffsführung und besprechen detailliert wie und wann wir welche Aufnahmen machen werden und kurz darauf geht es bereits los.
Viel Fracht und wenig Post auf dem Postschiff
In Trondheim verfolgen und dokumentieren wir fotografisch die Verladearbeiten sowohl vom Vorschiff und Bordkran aus, als auch „unter Deck“ im erstaunlich geräumigen Frachtraum. Hier wird die Fracht noch fachmännisch von Hand verstaut und gesichert. Bei den teilweise rauen Seebedingungen ist letzteres ein wichtiger Punkt. Wir erfahren auch, wie wichtig es ist, dass alles an seinem richtigen Platz steht; denn bei der Vielzahl der angelaufenen Häfen darf kein auch noch so kleiner Karton vergessen werden. Übrigens: Postsäcke oder ähnliches findet man kaum mehr an Bord der Hurtigruten zur Beförderung. Heutzutage wird die Post zu beinahe jedem Zielort mit dem LKW gefahren, bzw. mit dem Flugzeug geflogen.
Auf dem Rückweg vom Frachtraum kommen wir an der schiffseigenen Gefängniszelle vorbei – diese gibt es tatsächlich an Bord. Erfreulicherweise wird sie nahezu nie benutzt, wie der Kapitän ausdrücklich erwähnt. Passagiere und Crew kommen offenbar stets gut miteinander zurecht und alles andere hätte uns auch sehr gewundert: die an Bord befindliche Besatzung versprüht eine authentisch-herzliche Gastfreundschaft, die bei den Passagieren sehr gut ankommt.
Die Polarkreistaufe auf dem Achterdeck am Heck wird bei gruseligem Wetter durchgeführt – zimperlich ist man bei aller Herzlichkeit nicht. Und so bekommt jeder Reisegast neben einer Taufurkunde eine erfrischende Suppenkelle voll Eiswürfelwasser in den Nacken verabreicht. Wer jetzt nicht hellwach ist, wird es vermutlich auch auf dieser Reise nicht mehr werden. Zuvor hat uns der Vestfjord ganz tüchtig durchgeschüttelt: Windstärke 10 mit Windgeschwindgkeiten von ca. 100km/h und 7m hohen Wellen – das ist schon eine Hausnummer für die doch recht kleine Lofoten. Ergo: alle Häfen der dem Schiff namensgebenen Inselgruppe fallen ersatzlos aus. Wehe dem, der hier plante von Bord gehen zu wollen…
Stattdessen tauchen wir in das Eigenleben des beinahe nostalgisch wirkenden Maschinenraumes ein – Computer sucht man hier vergeblich. Dafür begeistert die offenbar sehr langlebige Mechanik: die Hauptmaschine ist ein Orginal von 1964 und hat bereits etliche Rekorde eingestellt, von denen moderne (Kreuzfahrt-)Schiffe bestenfalls träumen können. Hier an Bord läuft sie ruhig vor sich hin. Und läuft und läuft – und das seit Dekaden. Nach dem ausführlichen Aufenthalt im Maschinenraum mit einem charakteristischem Lärmpegel zieht es uns wieder an die feucht-frische Luft hinaus.
MS Lofoten erreicht die Arktis
Wir beobachten das Anlegen in Tromso und sehen bereits aus einiger Entfernung die erleuchtete Eismeerkathedrale. Jetzt sind wir im hohen Norden angekommen, denn obwohl es erst später Mittag ist, ist es bereits wieder stockdunkel. Die Sonne bekommen wir in den nächsten sechs Tagen nicht mehr zu Gesicht. Stattdessen verzaubert uns das einzigartige Dämmerlicht des arktischen Nordens gepaart mit einigen – wenn auch schwachen – Polarlichtern.
Bei einsetzendem Schneefall und Temperaturen unter Null erreichen wir mit Honnigsvag schließlich das Nordkap. Die Szenerie ist beeindruckend und ein Besuch lohnt sich zu jeder Jahreszeit. Aber auch die an Honnigsvag direkt angrenzenden Berge lohnen eine Wanderung und bieten hervorragende Panoramen – und das zum Nulltarif.
Die täglich mehrfach wechselnden Hafenszenen machen beinahe jedes Anlegen auch wert an Land zu gehen – und sei es nur für wenige Minuten. Hut ab vor demjenigen, der nach Ende der Reise zu jedem Hafen noch ein mentales Bild für sich skizzieren kann…
Sehr gutes Essen bei jedem Seegang
Auf dem Weg zum Umkehrpunkt der Reise – Kirkenes an der russischen Grenze – will es Neptun wieder wissen und beschert uns einen rauen Wellenritt durch die Nacht. Glücklich ist, wer nicht so schnell seekrank wird. Und das scheinen erfreulicherweise die meisten Passagiere nicht zu werden: das Frühstück vor dem Anlegen ist erneut wenig überraschend sehr gut besucht. Die Küchen-Crew liefert mehrfach täglich – auch bei widrigen Wetterbedingungen(!) – hervorragendes Essen auf die Teller der Passagiere.
Derart gut gestärkt starten alle Reisenden gerne in den neuen, polaren Tag. Auch in Kirkenes ist es zu warm für diese Jahreszeit: nur -6°C und auffallend wenig Schnee. Nach dem Ablegen bei Vollmond geht es wieder südwärts dem Ausgangspunkt entgegen – der liegt freilich noch einige Tausend Kilometer entfernt.
In Oksfjord sind die Bedingungen wie für uns gemacht: bei starkem Schneefall begleiten wir die Deckscrew bei ihren winterlichen Verladearbeiten auf das Vorschiff und beeindruckende Bilder entstehen. Unterwegs gen Tromso, was südgehend kurz vor Mitternacht angesteuert wird, besuchen wir mit dem Hotel-Manager die Bordküche, Crewlounge, Lager- und Kühlräume; es gibt viel Platz wo wir ihn nicht erwartet haben.
Das Hurtigruten-Museum ruft in Stokmarknes. Leider ist das dortige Museumsschiff MS Finnmarken nicht zu betreten – das gesamte Schiff wird zukunftsfähig gemacht, in dem eine Halle um selbiges errichtet wird. Immerhin ist die sehenswerte Ausstellung im Hauptgebäude für einen geringen Eintrittspreis zu besuchen.
Die See gen Svolvaer ist heute ruhig und so bekommen wir nach dem Anlegen das nächtliche Inselpanorama unter dem Sternenzelt zu sehen – die Lofoten-Inselgruppe ist ganz sicher mehr als einen abendlichen Besuch wert. Das anschließende Dinner-Buffet an Bord lässt heute bei offener Sitzung keine Wünsche offen und mundet vorzüglich. Die offenen Sitzungen ermöglichen immer wieder, mit anderen Mitreisenden ins Gespräch zu kommen und den Austausch untereinander auf sympathische Art zu vertiefen.
Der folgende Tag mit Kurs auf Trondheim ist gemütlich und lädt dazu ein die norwegische Landschaft intensiv zu genießen und auf sich wirken zu lassen. Auf der gesamten Reise hat man immer wieder Zeit und Gelegenheit mit der sympathischen Lofoten-Crew ins Gespräch zu kommen und sich über Land, Seefahrt und Leute zu unterhalten.
Hurtigruten-Reise mit Tiefdruck-Ende
In den morgendlichen Stunden vor der Trondheim-Ankunft erreichen MS Lofoten die ersten Sturmausläufer des Tages und es wird ruppig. Nach der Ankunft und dem Frühstück werden alle Passagiere informiert, dass die Reise nicht fortgesetzt werden kann: 10-12m hohe Wellen auf dem Weg nach Bergen sind zu viel für MS Lofoten – und sicherlich auch nicht im Sinne der Reisenden. Ungewollt plötzlich endet unsere Reise also hier. Wir bleiben noch den ganzen Tag an Bord und erkunden Trondheim bei schönstem Sonnenschein intensiv – auch das lohnt sich sehr. In der Zwischenzeit verholt MS Lofoten vom Hurtigrutenkai in den wenig schmucken Industriehafen am Ortsrand. Entsprechend verbringen wir die letzte Nacht der Reise statt auf hoher See am Hafenkai, bevor es früh am nächsten Morgen zum Flughafen und weiter gen Heimat geht. Sehr bedauerlich zwar, aber eben auch nicht zu ändern – das Wetter ist und bleibt eine nicht zu unterschätzende Facette einer Hurtigrutenreise.
SHIPS@SEA Résumé
Mit MS Lofoten scheidet das final-letzte Schiff einer historisch-klassischen Schiffsgeneration aus dem aktiven Dienst der Hurtigruten aus. Wer einmal an Bord war, kennt das „Lofoten-Gefühl“: eine Mischung aus uriger Gemütlichkeit gepaart mit der „Patina“ vergangenen Jahrzehnte. MS Lofoten ist auch heute noch „gut in Schuss“und wird von ihrer fleißigen Crew liebevoll umsorgt. Dazu gibt es so manche, einmalige Details wie z. B. Deckenleuchten, Wandvertäfelungen, Restaurant-Menü´s, oder die im Stil der 60iger renovierte Bar am Heck des Schiffes. Dazu kommt die Reiseroute entlang der norwegischen Küste: sie ist zu jeder Jahreszeit einzigartig und wer einmal hier entlang gereist ist, möchte dies gerne immer wieder tun. MS Lofoten ist und bleibt auch in den letzten Arbeitstagen eine einzigartige Gesamt-Komposition – ein Stück „wahres Norwegen“. SHIPS@SEA wünscht dem stilvollen „Coastal-Liner“ nach seiner aktiven Hurtigruten-Karriere ein langes, würdevoll-maritimes Schiffsleben.
Adieu MS Lofoten
WERBUNG: Die Hurtigruten-Reise Bergen-Kirkenes-Trondheim erfolgte auf Rechnung von SHIPS@SEA mit freundlicher, organisatorischer Unterstützung der Hurtigruten GmbH Pressestelle und der wunderbaren Besatzung an Bord von MS Lofoten.
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