Havila Voyages ist das neue Original auf der Hurtigrute: Auf Kreuzfahrt mit MS Havila Castor
Alle HAVILA CASTOR Aufnahmen findest Du hier unter Views of HAVILA CASTOR.
Auftakt: Bergen und Havila Voyages
Letztere ist eine neue Firma, die sich neu auf das Postschiff-Revier mit neuen Schiffen und neuem Produkt in Norwegen wagt. Das klingt spannend! Norwegen ist an sich bereits eine Reise wert und wenn diese per Schiff entlang der beeindruckenden Küste führt, um so Meer.
In den 1950er Jahren gegründet, hat Havila seine Wurzeln im Fischfang und in der Versorgung von Bohrinseln. Der Geschäftsbereich erweiterte sich seither stetig und 2019 gewann das Familienunternehmen eine Ausschreibung, die klassische Postschiffroute, neben Hurtigruten A.S., zu bedienen. 2021 war es dann soweit und mit MS Havila Capella stach das erste Schiff der neuen Marke Havila Voyages in See.
Bevor ich heute mit dem Schwesterschiff Havila Castor in See steche, habe ich Zeit für die Hansestadt Bergen. Neben Klassikern wie dem alten, hanseatischen Viertel Bryggen mit seinen ehemaligen Handelskontorhäusern und dem lebhaften Fischmarkt, besuche ich das Bergen Akvariet.
Hier tauche ich hautnah in das maritime Leben ein: Von Pinguinen der Antarktis, über lokale Krebse, Seegurken und Fischarten bis hin zu Fischen des indischen Ozeans – die Artenvielfalt ist groß.
„Boarding“ heißt es schließlich am Jekteviksterminalen im Stadtzentrum. Havila Castor wird noch für die 12-tägige Rundreise beladen, als ich über die gläserne Gangway an Bord gehe. Noch nicht bereit sind die Kabinen: Diese werden in Bergen nach Ankunft des Schiffes von einer Fremdfirma für die neuen Passagiere hergerichtet. Daher müssen sich alle nordgehenden Gäste 1,5 Stunden gedulden. Zeit, erste Eindrücke in den öffentlichen Bereichen aufzusaugen, bevor es mit Nord-Kurs hinaus auf die dunkle November-See des Nordatlantiks geht.
Orte wie Torvik, Nesna, Alesund, Molde und Trondheim liegen auf diesem Teilstück der Kystruten vor mir.
Gestatten? Havila Castor – ein Neuling stellt sich vor
Zunächst mutet mir der Name gewöhnungsbedürftig an: „Castor“ ist in Deutschland bekannt für die Entsorgungstransporte von Atommüll. Das klingt erstmal wenig maritim. Castor benennt aber auch den zweithellsten Stern im Sternenbild des Zwillings, wie ich nach kurzer Recherche feststelle. Möge die Havila Castor in ihrem neuen Atlantik-Revier stets leuchten – ohne eine strahlende Erscheinung wie die Transporte in Deutschland zu sein. Das Zeug dazu hat sie allemal, wie ich an Bord feststelle.
Während die Schiffe des Mitbewerbers Hurtigruten bereits größtenteils seit Jahren und Jahrzehnten im Einsatz stehen, sind die Schiffe Havila´s brandneu. Es ist offensichtlich, dass das Augenmerk auf dem touristischen Teil des Geschäfts liegt und das Schiff weniger als früher Versorger entlegener Orte Norwegens ist. Das ansprechende Innenleben kommt skandinavisch daher: Holz, warme Farbtöne und dezente Wandbilder vermitteln in den öffentlichen Räumen ebenso ein echtes Wohlfühlgefühl, wie in den Kabinen.
Deck 6 ist das klassische Promenaden-Deck: Alle wesentlichen Bereiche wie Restaurants, Café, Bordshop und zahlreiche Sitzgelegenheiten findet man hier. Das Angebot wird auf den anderen Decks durch Sauna, Whirlpools und Gym abgerundet. Über der Rezeption spannt sich das vier Decks hohe Atrium auf und macht den Bereich zu einem lichten Raumwunder.
Lieblingsplätze
Mein Highlight des Schiffes finde ich draußen: Der Bugbereich der Castor ist frei zugänglich und bietet eine traumhafte Panorama-Aussicht auf die norwegische Küste, Wellen und Meer. Mehr Meer geht nicht. Oder doch? Die großzügige Havblikk-Lounge auf Deck 9 überzeugt durch eine 270°-Aussicht oberhalb der Brücke: Tag und Nacht ein Highlight.
Tolle Ausblicke und tiefe Einblicke
Prima gelungen an Bord: Es ist egal ob ich im Schiff bin oder an Deck – Norwegen kann sich nicht vor meinen Augen verbergen. Ob im Restaurant, in der Lounge oder den weitläufigen Aussenbereichen – überall ist die beste Aussicht in erster Reihe garantiert.
Tiefe Einblicke in das Hinterland bieten die Havila-Ausflugsmöglichkeiten. Vom Stadtspaziergang über die Hundeschlittentour bis zur Walsafari. Das alles und noch viel mehr wird angeboten – zu norwegischen Preisen zwar, aber die von mir erlebte Ausflugssqualität war durchweg überzeugend.
Alles im Blick von der Brücke
Eivind Lande steht auf der Castor-Brücke und kontrolliert von hier das hochmoderne Schiff. Der einstige Kapitän der historischen MS Lofoten (hier gehts zur LOFOTEN-STORY) steht seit kurzem im Dienste der Reederei Havila.
Er steuert das Postschiff der neuesten Generation nach wie vor sicher entlang seiner Küste. „Ein technischer Quantensprung und eine Herausforderung“ war der Wechsel vom Oldie zum Newbie wie er mir bestätigt. Das komplexe Schiff kann viel mehr, verbraucht viel weniger und ist insgesamt viel „grüner“.
Zu den tragenden Säulen zählt das energieeffiziente Schiffsmanagement mit seinem LNG-versorgten Antrieb in Kombination mit den größten Akku-Packs auf See. Diese ermöglichen eine emissionsfreie Fahrt von bis zu vier Stunden. Das ist zwar noch nicht die Welt, aber ein sehr guter Anfang. Auf unserer Reise bekommen wir es demonstriert: Die Ansteuerung von Trondheim erfolgt rein elektrisch, lautlos und vibrationsfrei. Derart leise und emissionsfrei in den Hafen zu gleiten, ist schon etwas Besonderes.
Weitere Details zum nachhaltigen, neuen Konzept des Havila-Eco-Voyagers findest Du in Kürze hier.
Klassische Postschiffroute – denn sie wissen was sie tun
34 Häfen von Bergen nach Kirkenes nordgehend und 33 auf dem Südkurs: Die Routenführung von einst ist es auch heute und morgen. Einheimische lassen sich nach wie vor von Hafen zu Hafen befördern, Fracht wird geladen und gelöscht und manchmal wird sogar noch ein Auto auf dem Autodeck befördert. Dieses Konzept ist mit der Regierung Norwegens vertraglich fixiert. So wird die Versorgung der Bevölkerung gesichert und gleichzeitig ein touristisches Kreuzfahrtprodukt angeboten. Neu ist die konsequent nachhaltige Umsetzung. Obwohl bei Havila alles noch sehr neu ist, funktioniert es erstaunlich gut. Mir wird bald klar warum: An Bord finden sich viele bekannte Crew-Gesichter wieder, die ich von anderen Hurtigruten-Schiffen kenne. Sie arbeiten nun hier und bringen ihre Expertise mit ein. Das ermöglicht es, die Havila Voyages Visionen binnen kurzer Zeit erfolgreich umzusetzen.
130 Jahre Hurtigrute – wahre Nachhaltigkeit zum Jubiläum
13 Jahrzehnte sind eine lange Zeit. Doch statt angestaubt zu sein, hat Havila zugeschaut; zugeschaut beim Mitbewerber. Wie gesagt: Viele Mitarbeiter kommen von Hurtigruten A.S. und wissen, wo Entwicklungspotential besteht. „Be an ecovoyager“ und „sustainable cruising“ fassen den eigenen, ausgeprägten Nachhaltigkeitsgedanken zusammen: Möglichst wenig Papier nutzen, wenig oder keine Emissionen verursachen, regionale Essenslieferanten mit lokalen Produkten und keine Buffets, um mittelfristig die Abfallmenge je Gast und Tag auf 70 Gramm zu begrenzen. Die Schiffsneubauten tun ihr Übriges: In allen Bereichen ist man mit der Zeit gegangen und hat Machbares sinnvoll umgesetzt. Ziel ist es, den Einfluss der Schifffahrt auf die Umwelt wesentlich zu verringern und für nachfolgende Generationen das Ökosystem der norwegischen Küsten zu erhalten. Havila löst die Fragestellungen zur Zukunft der Postschifflinie souverän.
Seit 1893 das erste Schiff des erfahrenen Kapitäns Richard With die heutige Hurtigrute befahren hat, ist viel passiert. Im Jubiläumsjahr 2023 wird das bei Havila Voyages mit ihren vier Neubauten besonders deutlich. Geblieben ist der Kern: Zuverlässig werden Menschen, Fracht und ein paar Postkarten bis in den hohen Norden und zurück transportiert. Die nächsten 130 Jahre liegen vor uns – Havila Voyages ist auf Kurs mit einer Mannschaft, denen ihre Wurzeln bewusst sind.
Zu Tisch: Nachhaltigkeit konsequent umgesetzt
Das Essenskonzept verfolgt einen besonderen Ansatz: Beste Qualität, frisch und nachhaltig serviert, ohne nennenswerte Abfälle zu produzieren. Kann das klappen? Havila geht daher einen neuen Weg in den Restaurants: Buffet adé, der Gast sitzt, bestellt alles ausnahmslos aus der Karte und die Crew rennt. Letztere sollte nach Kilometern bezahlt werden – alles wird zum Gast herangetragen.
Hauptrestaurant für alle Mahlzeiten ist das „Havrand“ am Heck. Bequem sitzend, bei wieder bester Aussicht, verpasst man hier nichts: Weder auf dem Teller, noch die vorbeiziehende Landschaft entgeht einem an den gemütlichen Tischen. Alle drei Tage gibt es eine neue Speisekarte, die sich thematisch der jeweils bereisten Region widmet. Wer das „Gold-Paket“ bucht, hat eine größere Auswahl an Speisen und Getränken – auch an der Bar – inklusive. Alle von mir getesteten Speisen sind vorzüglich und die Auswahl an begleitenden Weinen umfangreich und hochwertig. Übrigens: Die Zutaten kommen – wann immer möglich – von lokalen, norwegischen Lieferanten.
Wer es sich exklusiver und intimer wünscht, wählt das Hildring Fine Dining: Erlesene Speisen werden in fünf Gängen zelebriert. Ein Augen- und Gaumenschmaus!
Gut gebettet – das Kabinenangebot
Die meisten der 179 Kabinen in 12 verschiedenen Kategorien verfügen über Meerblick und gewähren wunderbare Ausblicke auf die vorbeiziehende Landschaft. Kabinenschwerpunkt sind die unteren Decks vier und fünf, während die Lighthouse-Suiten auf Deck 8 thronen. Da Havila Castor ein barrierefreies Schiff ist, gibt es auch zahlreiche Kabinen für Gäste mit körperlichen Einschränkungen, welche deren Bedürfnissen gerecht werden.
Meine ansprechende Seaview-Superior-Kabine liegt auf Deck 5. Neben dem Bett gibt es ein Sofa mit Tischchen, eine Schreibtischecke, zahlreiche Steckdosen nebst modernen USB-Lademöglichkeiten und ein interaktives Bord-TV. Ein Wasserkocher für Tee und Kaffee auf der Kabine rundet das Angebot der Möglichkeiten ab. Lediglich das kleine Bad kommt ein wenig einfallslos daher. Das minimalistische Waschbecken macht das Händewaschen ebenso wenig zum Vergnügen, wie die Dusche. Letztere verfügt über keine Tür oder Vorhang: Wie ich mich auch anstrenge, das Bad wird beim Duschen geflutet. Schade. Positiv ist dagegen die Fussbodenheizung die wohlige Wärme ausstrahlt und die Überflutung recht schnell trocknet.
Auf Wiedersehen in Trondheim
Nach drei Reisetagen heißt es Abschied nehmen in Trondheim. Die Stadt mit dem berühmten Nidarosdom ist neben Bergen, Tromso und Kirkenes Dreh- und Angelpunkt von Havila Kystruten. Viel zu schnell ist die Zeit vergangen – mit eindrucksvollen Erlebnissen an Bord und Land verabschiede ich mich. Übrigens: „Special guest“ auf dieser Reise war Petrus. Er hat uns Anfang November ein Wetter beschert, dass mit allen Vorurteilen zum grau-nassen Norwegenwetter gründlich aufräumt. Fast hätte ich noch einen Sonnenbrand bekommen. Aber nur fast…
SHIPS@SEA Résumé
„12 Tage – Tausend Erinnerungen“ so beschreibt Havila selbst die Reise. Für mich sind es jetzt drei Tage an Bord gewesen, die mir einen guten Einblick in die neue Kystrute gegeben hat. Es sind 3 Tage mit hunderten von Erinnerungen. Mit Havila Voyages und Havila Castor die Küste „hurtig“ neu zu erleben und sogar bis weit ins Landesinnere mit Ausflügen einzutauchen, beeindruckt mich mehr denn je. Das neue Konzept und Produkt spielt sich jetzt nach der Pandemie erst richtig ein. Von Havila´s Visionen bin ich durch eigene Erfahrung überzeugt: Die „neue Hurtigrute“ ist ein Erfolg von Menschen für Menschen.
Ein Manko hat diese Havila-Reise für mich dann aber doch: Sie ist eindeutig zu kurz und mein Ziel ist daher klar – ich komme schnellstmöglich wieder an Bord. Dann bleibe ich länger und reise weiter: Für Tausend oder mehr Erinnerungen.
WERBUNG: SHIPS@SEA reiste auf Einladung von Havila Voyages, sowie mit Unterstützung der Agentur Husare.
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