Mit MS Costa Smeralda auf Zukunftskurs
Gegenwärtig ist das neue Flaggschiff von Costa Cruises das einzige, weltweit in Betrieb befindliche LNG-Kreuzfahrtschiff. Grund genug für uns an Bord der Costa Smeralda mit dem Umweltoffizier (Environmental Officer) zu sprechen, um verschiedene Aspekte – auch der Nachhaltigkeit – des Schiffes zu erörtern und zu verstehen.
Versierter Costa-Offizier
Als Umweltoffizier ist unser Gesprächspartner Fabio dafür zuständig, dass an Bord alle Umwelt-Standards, Vorschriften und Entsorgungsverfahren entsprechend den internationalen, nationalen, lokalen und unternehmensspezifischen Vorgaben entsprechend umgesetzt und eingehalten werden. Zu diesem Zweck ist er permanent in den unterschiedlichen Bereichen des Schiffes unterwegs, um die korrekten Arbeitsabläufe zu überwachen. Außerdem fällt das entsprechende Crewtraining in seinen Verantwortungsbereich, welches jedem neu an Bord kommenden Besatzungsmitglied mindestens einmal zu teil wird. Bei etwaigen Zwischenfällen an Bord, die Auswirkungen auf die Umwelt haben könnten, setzt er sich mit den Behörden in Verbindung, berät den Kapitän in Verfahrensfragen und verfasst die entsprechenden Berichte.
LNG – alles gut?
Die Costa Smeralda bringt etliche Neuerungen mit, die sie vom Rest der großen Costa-Flotte unterscheiden. Ein wesentlicher Unterschied ist der Schiffsantrieb: statt mit Marine-Gas-Oil (MGO) wird die Smeralda mit Flüssiggas (Liquefied Natural Gas – LNG) betrieben. LNG erzeugt bei der Verbrennung keinerlei Feinstaub-Emissionen, keinerlei SOx (Schwefeldioxid)-Emissionen, etwa 20% geringere CO2- (Carbondioxid) und 85% niedrigere NOx- (Stickoxid) Emissionen. Nachteilig ist hierbei, dass LNG hauptsächlich aus Methan besteht, was wiederum ein aggressives Treibhausgas ist. Auch technisch ist die Nutzung von LNG komplex, da das Gas stark gekühlt und in flüssiger Form gebunkert wird. Dies setzt ein gesondertes Crewtraining für alle betroffenen Besatzungsmitglieder voraus, damit der Umgang mit der technischen Ausrüstung zum Betanken der Smeralda sicher beherrscht wird. Alleine die Betankungsvorbereitungen und Nachbereitungen nehmen sechs bis acht Stunden in Anspruch – das eigentliche Betanken dauert bis zu vier Stunden. Zumeist wird im Mittelmeer in Barcelona betankt, da die LNG-Infrastruktur bisher nur von wenigen Häfen vorgehalten wird. In Summe aller Aspekte überwiegen gegenwärtig die LNG-Vorteile deutlich gegenüber herkömmlichen Treibstoffen und dafür nimmt Costa auch den höheren Treibstoffpreis in Kauf.
„Quellwasser“ – selfmade by Smeralda
MS Costa Smeralda ist in Bezug auf Trinkwasser autark: seit sie in Betrieb genommen wurde, versorgt sie sich bspw. über bordeigene Osmose-Anlagen selbst. Hierbei wird aus Meerwasser Süßwasser in Trinkwasserqualität hergestellt, indem das Meerwasser mit hohem Druck durch feinste Membran-Filter gepresst wird. In diesen Membranen bleiben Salze, Ionen und Bakterien „hängen“ und im Ergebnis entsteht – vereinfacht erklärt – Trinkwasser. Sobald das Schiff auf See ist und den Hafen verlassen hat, wird mit der Trinkwasserproduktion begonnen – durchschnittlich werden pro Nacht (zu anderen Zeiten ist das Schiff meist im Hafen) 800Kubikmeter (=800.000ltr) Wasser hergestellt. Und in dieser Größenordnung liegt auch der tägliche Verbrauch, da man darauf bedacht ist nur so viel herzustellen, wie benötigt wird. Eben dies ist auch ein wichtiger Nachhaltigkeitsgedanke, da der Bedarf gewissermaßen das Angebot steuert. Corona-bedingt reist Costa Smeralda mit verminderter Auslastung und daher wird momentan lediglich ca. 600Kubikmeter Frischwasser produziert. An Bord wird aktiv Wasser gespart: zum Beispiel durch Tunnelwaschmaschinen in der Wäscherei sinkt der Verbrauch um 50%; für jeden Gast merkbar sind die Kabinenwasserhähne, die durch einen modifizierten Durchfluss 30% Trinkwasser einsparen. Das ist Nachhaltigkeit die sich mehrfach täglich richtig gut anfühlt.
Es wird finster: Grau- und Schwarzwasser
Die hergestellte Frischwassermenge, entspricht grob der täglich anfallenden Abwassermenge. Das Abwasser wird dabei zunächst in über 3000 Kubikmeter großen Tanks gesammelt. Es wird zunächst getrennt gesammelt, um feste Stoffe und Fette etc. zu filtern; dann aber gemeinsam aufbereitet. Hierbei wird im Gegensatz zu anderen, älteren Schiffen kein Unterschied zwischen Grau- und Schwarzwasser gemacht. Bei Grauwasser handelt es sich um Abwasser aus Waschbecken, Duschen, Waschmaschinen und bei Schwarzwasser um Toilettenabwasser. Die Aufbereitung selbst geschieht in einem fünfstufigen Prozess. Costa geht an Bord der Smeralda über die einschlägigen Vorschriften hinaus und entsorgt das Grauwasser nicht ungeklärt ins Meer, obwohl dies gegenwärtig erlaubt ist. Erst das wieder aufbereitete Wasser wird ab der vorgeschriebenen 4-Meilen-Zone ins Meer geleitet und die übriggebliebenen Klärschlämme ab 12 Meilen Küstenentfernung. Die moderne Wiederaufbereitungstechnik der Smeralda erlaubt eine Übererfüllung der geltenden Vorschriften und eine Minderbelastung des Ökosystems „Meer“.
Es wird hell: Energie sparen
MS Costa Smeralda ist in jeder Ecke innen wie außen wunderbar in stimmungsvolles Licht getaucht – dies geschieht nahezu ausschließlich über LED´s. Diese sorgen für einen signifikant reduzierten Stromverbrauch an Bord im Vergleich zu herkömmlichen Leuchtmitteln. Ein weiteres Beispiel sind die 24(!) Passagierfahrstühle an Bord nebst den Crewfahrstühlen: durch 100% Energierückgewinnung verbrauchen diese keinerlei zusätzliche Energie.
Was an Bord übrig bleibt
Der gesamte an Bord entstehende Abfall gelangt in das am Heck befindliche Recycling Center auf Deck 3. Hier landet nicht einfach alles auf einem Haufen, sondern es trifft bereits gründlich sortiert dort ein. Das bedeutet, dass beispielsweise die Küchen-Crew entstehenden Verpackungsmüll sortenrein trennt. Es bedeutet aber auch, dass die Kabinenstewards diese Arbeit für alle Mülleimer aus den Passagierkabinen übernehmen – selbstverständlich mit entsprechender Schutzausrüstung.
Um Platz im Recycling Center zu sparen, optimieren Maschinen das Müllvolumen: „Crusher“ zerkleinern die Abfälle und „Compactor“ pressen die recyclingfähigen Stoffe in gewichtige Pakete. Der einzige Restmüll der verbrannt werden darf, ist übrigens Papier und Pappe; aber auch hier geht Costa über die Vorschriften hinaus und entsorgt diese im Hafen.
Durch effiziente Angebotssteuerung von Lebensmitteln wird versucht, prinzipiell wenig entsorgen zu müssen. Ganz ohne Abfall geht es dennoch nicht: es entstehen „soft“- und „hard-food“ – Abfälle. Letztere sind Knochen, Gräten und ähnliches. Unter „soft“ fällt alles, was am Buffet, auf dem Speiseteller oder bei der Zubereitung in der Küche übrigbleibt. Die „hard-food“-Abfälle werden in sogenannten „big-packs“ (1 big-pack entspricht ca. 1 Kubikmeter) gekühlt und gesondert gelagert. Den „soft-food“-Abfällen wird zunächst durch Trocknung die Feuchtigkeit entzogen und anschließend hoch erhitzt, bis die Essensreste pulverisiert sind. Von nun an wird diese Abfallart „bio-food“ genannt und dürfte im Meer entsorgt werden. Costa geht erneut einen Schritt weiter und entsorgt diese Abfälle der Smeralda ausschließlich an Land. Ebenfalls werden hierfür „big-packs“ verwendet. Pro Woche entstehen ca. 20 big-packs hard-food-Abfälle, sowie 12 big-packs bio-food-Abfälle. Bei letzteren muß man wissen, dass 12 big-packs bio-food vor der Pulverisierung einem Volumen von 48 big-packs entsprachen. Die Abfallbehandlung ist trotz aller Angebotssteuerung notwendig, um den vorhandenen Platz effizient nutzen zu können.
Zusammengefasst stelle ich fest, dass Costa Cruises mit der neuen Smeralda, einen riesigen Schritt zu mehr Nachhaltigkeit gegangen ist: Emissionen werden ebenso vermindert, wie Ressourcen gespart und bereits strenge Entsorgungsvorschriften freiwillig übererfüllt. Natürlich ist das Schiff nicht vollständig emissionsfrei auf den Meeren unterwegs, aber der Kurs stimmt. Und all dies macht Freude auf die Flottenentwicklung der Zukunft – MS Costa Smeralda ist dabei der nachhaltige Maßstab der Gegenwart und die Messlatte hängt – wie wir an Bord erfahren haben – hoch.